Kath. Pfarrgemeinde "St. Martin"
Leitung
Gemeindeteam
Termine
Die Sitzungen sind i.d.R. öffentlich.
Mitglieder ab 2022
- Arnold Eiben (1. Vorsitzender), Telefon 09732 1410
- Bernd Hüfner (Schriftführer)
- Claudia Baus
- Sabrina Brustmann
- Franz Deitmer
- Marga Gerlach
- Janik Hüfner
- Steffen Pfeuffer
- Renate Stolz
Vertreter des Seelsorgeteams
Diakon Manfred Müller
Zuständigkeiten
- Caritas: Marga Gerlach
- Jugend: Janik Hüfner
- Mesner*innen: Franz Deitmer
- Ministrant*innen: Janik Hüfner
- Öffentlichkeitsarbeit: Bernd Hüfner
- Senior*innen: Renate Stolz
Vertreter*innen im Gemeinsamen Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemeinschaft
- Arnold Eiben
- Janik Hüfner
Kirchenverwaltung
Mitglieder 2019 - 2024
- Diakon Manfred Müller (Stellvertretender Vorstand), Telefon 09732 2018, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Gerhard Beck (Kirchenpfleger), Telefon 09732 787760, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Robert Schäfer (Kirchenrechner)
- Anita Nikoleiski (Schriftführerin)
- Bernd Hüfner (Vertreter des Pfarrgemeinderates & Beauftragter Jugendzentrum)
Angebote & Gruppen, alphabetisch sortiert ...
Kindertagesstätte
Kindertagesstätte "St. Martin"
Flachsacker 1
97762 Hammelburg-Untererthal
Telefon 09732 4266
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Internet
Ministrant*innen
Kontakt
- Janik Hüfner, Telefon 09732 780481
- Philipp May, Telefon 09732 6670, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Seniorennachmittag
Termine
Monatlicher Seniorennachmittag i.d.R.
jeden 2. Mittwoch im Monat, 14:30 Uhr
Pfarrheim
Kontakt
- Birgid Pfeuffer, Telefon 09732 5391
- Johanna Koch, Telefon 09732 3989
- Claudia Baus, Ulrike Schneider, Christa Peterseim und Annette Schlereth
Kirche
Kirche "St. Martin"
Wer heute mit dem Auto eilig Untererthal durchquert, dem wird unsere Kirche kaum in den Blick fallen. Abseits der Hauptstraße liegt sie bescheiden am Rande des Dorfplatzes. Aber gerade dieses Bauwerk verdient aufgrund seiner wechselvollen Geschichte und seines großen künstlerischen Wertes besondere Beachtung.
In einer Zeit der Not und Entbehrung errichteten die Bürgerinnen und Bürger von Untererthal inmitten ihres Dorfes ein Gebäude von herausragendem kunsthistorischen Wert. Das Gotteshaus zeigt Formen des Neobarock mit Anklängen an den Jugendstil. Durch diese gelungene Symbiose ist es dem Architekten Karl Marschall gelungen, ein Gebäude mit selbstständiger Architektur- und Stilsprache zu schaffen. Der fast vollständige Erhaltung des Zustandes aus der Erbauungszeit lädt den Besucher ein, in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einzutauchen.
Uwe Hartmann, 1999-2001 Kaplan und Pfarradministrator in Hammelburg und Untererthal
Baugeschichte
Im Saalegau lassen sich schon seit frühester Zeit Gotteshäuser nachweisen. Für die Stadt Hammelburg ist bereits für das Jahr 770 ein Kirchlein zu belegen, das dem Hl. Martin geweiht war. Auch für Thulba und Diebach sind in der Karolingerzeit Kirchenbauten in den Quellen nachweisbar. Ein solcher Nachweis konnte bisher für Untererthal nicht geführt werden. Jedoch lässt das Patrozinium unserer Kirche die Vermutung zu, dass auch Untererthal bereits zur Regierungszeit Karls des Großen (um 800) eine eigene Kirche besaß. Der Hl. Martin, dem unsere Kirche geweiht ist, war nationaler Schutzpatron der Franken. Sein Mantel, den er als Soldat mit dem Bettler teilte, wurde Nationalheiligtum und -symbol des fränkischen Reiches. Mit Vorliebe erwählte man deshalb in dieser frühen Zeit den Hl. Martin zum Kirchenpatron. Dieses karolingische Kirchlein dürfte wohl bescheiden gewesen und in Holzbauweise errichtet worden sein.
Der romanische Kirchenbau
Die Geburtsstunde der ersten nachweisbaren St.-Martins-Kirche, von der heute noch zahlreiche Bauteile zu sehen sind, liegt im 12. Jahrhundert. Der Kirchenbau steht seit dieser Zeit gleich einer steingewordenen Urkunde vor uns, an der sich die wechselvolle Bau- und Entwicklungsgeschichte ablesen lässt. Das Gebäude war viele Jahrhunderte mit der Geschichte der Familie von Erthal verbunden, die zahlreiche Kunstwerke in dieser Kirche hinterlassen hat. Angehörige dieses Geschlechts waren es auch, die sich das romanische Kirchlein als Grabkapelle und Gebetsstätte für ihre Grundholden errichten ließen. Die Errichtung dieses ersten steinernen Kirchenbaus lässt sich auf das Ende des 11. Jahrhunderts datieren. Das im romanischen Stil errichtete Gebäude hatte nur bescheidene Ausmaße: Chor (viereckig) 4,70 x 4,80 Meter; Schiff mit drei Fensterachsen 12 x 8 Meter; Turminneres 2 x 2 Meter. Der Turm wurde mit einer beträchtlichen Mauerstärke von 1 - 1,20 Meter errichtet. An der Nordseite des Langhauses lag zwischen der zweiten und dritten Fensterachse der einzige Eingang. Um das ganze Gebäude zog sich ein romanischer Schrägsockel. Nach Heinrich Ullrich (Die Frankenwarte. Blätter zur Heimatkunde, 1929, Nr. 17) soll sich an der östlichen Außenwand des Chores - und zwar am nördlichen Eck am Sockel - ein Quader mit einer rätselhaften Figur in erhabener Arbeit (Pflug) befinden. Leider konnte der Autor dieses Relief im Jahr 2001 nicht mehr finden.
Umbauten und Erweiterungen
G
egen Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte der erste eingreifende Umbau der romanischen Kirche. Damals ließ der baulustige Georg Dietrich von Erthal Langhaus, Chor und Turm erhöhen und den Chor mit einem gratigen Kreuzgewölbe überspannen. Die neuen Größenverhältnisse des Chores erforderten, dass der Chorbogen in seiner Größe angepasst wurde. Im Zuge dieser Maßnahme wurde in seinem Scheitel das Doppelwappen Erthal-Lichtenstein mit der Jahreszahl 1590 eingesetzt. Dieses Wappen wurde bei einer Renovierung im 16. Jahrhundert wieder entfernt. Die Kirchenfenster erhielten eine unregelmäßige Spitzbogenform in nachgotischem Maßwerk. Das gotische Maßwerkfenster im Chor und die schönen mit gotischem Maßwerk verzierten Schallfenster im Turm sind Zeugnisse dieser Umbaumaßnahme. Ebenso erhielt der Kirchturm seine welsche Haube mit durchbrochener Laterne, die ihn heute noch ziert. Im Jahr 1584 wurde ein kleiner Rundturm mit Wendeltreppe zwischen Turm und Langhaus angebaut. Dieser Turm war der Zugang zu einer gleichzeitig eingebauten Empore, die beinahe die Hälfte des Langhauses einnahm. Georg Dietrich von Erthal stiftete damals auch eine Kanzel. Sie trug auf ihrem Schalldeckel - etwas verdeckt durch Trauben - das Erthal-Lichtenstein'sche Doppelwappen mit der Jahreszahl 1584. Die Kanzel wurde in veränderter Form in den Kirchenneubau übernommen. Sie wurde bei einer Kirchenrenovierung in den 60er Jahren entfernt. Im Jahr 1731 wurde unter Pfarrer Koch (1714-1762) an der nördlichen Chorseite eine Sakristei mit flacher Tonnendecke angebaut, die nur vom Chor aus zugänglich war. Pfarrer Koch ließ auch die Figur des Hl. Johannes Nepomuk in einer Nische über der alten Kirchentüre an der Nordseite aufstellen. Im Jahr 1767 erhielt die Kirche unter Pfarrer Schell (1762-1772) einen Haupteingang im Turm. Ein zweiter kleinerer Eingang wurde an der nördlichen Hauptschiffwand in der Nähe des Seitenaltars aufgebrochen und der ehemalige Haupteingang zugemauert. Mit den Arbeiten des Jahres 1767 fanden die Umbauarbeiten an unserer alten Kirche ihren Abschluss.Kirchenneubau
Fast 160 Jahre war unsere Kirche von größeren Eingriffen verschont geblieben. Allerdings gab die Raumnot das ganze 19. Jahrhundert hindurch Anlass zur Klage. Das alte, sich noch am romanischen Grundriss orientierende Kirchlein war einfach zu klein geworden. Ein Umbau oder eine Erweiterung konnte keine Abhilfe schaffen, so dass ein gänzlicher Neubau ins Auge gefasst wurde.
Im Jahr 1891 gründete Pfarrer Roether den "Kirchenbauverein Untererthal". Im Jahr 1911 übernahm Pfarrer Johann Nepomuk Dolbatsch das Amt des Untererthaler Pfarrers. Unermüdlich und mit viel Tatkraft versuchte er, den Kirchenneubau voranzutreiben. Der Erste Weltkrieg und die sich anschließende Inflation vernichteten das angesparte Kapital, so dass der Neubau in weite Ferne zu rücken schien.
Doch Pfarrer Dolbatsch ließ sich nicht entmutigen, und so konnte im Jahr 1926 mit dem Kirchenbau begonnen werden. Die alte Kirche wurde bis auf Chor und Turm niedergelegt und ein neues Gotteshaus im Stil des Neobarock mit Jugendstilanklängen nach den Plänen des Architekten Karl Marschall aus Göllheim/Pfalz errichtet. Der Neubau erfolgte in der Querachse zur alten Kirche. Zwischen Chor und Turm wurde das neue Kirchenschiff mit Chor und seitenschiffartigen Umgängen angebaut. Am 5. Mai 1929 konnte dieses Gotteshaus durch den Hochwürdigsten Bischof von Würzburg Dr. Matthias Ehrenfried feierlich geweiht werden. Pfarrer Dolbatsch verdankt die Gemeinde Untererthal, dass sie wohl das schönste Kirchlein im Thulbatal und in der Gegend um Hammelburg ihr eigen nennen darf.
Rundgang um die Kirche
Im Norden stehen wir vor der Fassade unserer Kirche, die von zwei Portalen und den sich wie ein Band um die Kirche ziehenden Seitenschiffen gegliedert wird. In den Vertikalen wird die Fassade durch einen Treppenturm zur Orgelempore aufgelockert. An diesem Treppenturm findet sich in einer Nische die Figur des Hl. Nepomuk aus dem Jahr 1733.
Vorbei am rechten Seitenschiff stoßen wir auf den Turm. Der im Untergeschoss romanische Turm mit nachgotischer Glockenstube und Treppenturm aus dem Jahr 1584 trägt vier wertvolle Glocken. Die "Große Glocke" aus dem Jahre 1495 mit 776 Kilogramm, die "Katherinenglocke" aus dem Jahre 1610 mit 310 kg und das "Klenkglöckle" 1599 mit 120 kg. Der Name "Klenkglöckle" lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass die Glocke früher einige Zeit brauchte um zu einem gleichmäßigen Anschlag zu kommen, sie "klenkte". 1955 wurde das schöne historische Geläut durch eine vierte Glocke ergänzt, dem Hl. Martin geweiht. Das Geläut ist auf die Tonfolge c-d-f-a gestimmt.
Hinter der Kirche stoßen der neue und der alte Chorraum der Kirche im rechten Winkel aufeinander. Der alte Chor wird von einem beachtlichen und originellen Fachwerkaufbau bekrönt. Beim Abbruch der alten Kirche wurde das zugemauerte Romanische Kirchenportal wiederaufgefunden und fand beim Neubau als östlicher Seiteneingang eine neue Verwendung. Leider ist das Portal an dieser Stelle starker Verwitterung ausgesetzt. Es handelt sich um ein hervorragendes Rundbogenportal, gekehlt, innen mit Wulst zu Säulen ausgebildet. In Höhe von ca. 1,90 Meter sind Kapitele eingesetzt. Rechts zeigen sie ein Gesicht mit Zöpfen, die in Akantus auslaufen, und links florale Motive. Das Gewänd ist an der Stelle des Tympanon kleeblattförmig ausgeschnitten. Das Gewänd wird von einer Art Eierstabmotiv umlaufen.
Innenraum und Ausstattung
Wir betreten die Kirche durch das rechte Rundbogenportal der Kirchenfassade, an dessen Türbeschlägen sich gut die Formensprache des Jugendstils ablesen lässt, und betreten einen kleinen kapellenartigen Vorraum. In dessen apsisartigem Abschluss ist die Statue der Muttergottes als Immakulata aufgestellt. Die wohl aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stammende Figur stand ursprünglich auf dem Hochaltar der alten Kirche.
Durch die folgende Tür gelangen wir in den Kirchenraum und finden uns unter der Empore wieder. Dieser im Halbschatten liegende Raumteil mit niedrigem Gewölbe erscheint wie eine Ouvertüre zum sich anschließenden Kirchenraum. Es öffnet sich dem Besucher der Blick durch die massiven Säulen hinein in den weiten, hellen und freundlich einladenden Kirchenraum. Ein weites Gewölbe überspannt das Kirchenschiff. Die Wände werden durch mächtige Pfeiler, Rundbögen und große Rundbogenfenster in drei Achsen gegliedert. Die Pfeiler trennen außerdem das Hauptschiff von den beiden Seitenschiffen. Diese werden durch schöne bullaugenförmige Fenster beleuchtet und gegliedert. Die Seitenschiffe erscheinen aufgrund der mächtigen Pfeiler wie schmückendes Beiwerk zum Kirchenschiff, ohne eine eigenständige Raumdimension zu entfalten. Geschmückt werden die Hauptschiffwände von einem Gesims und von Pilastern, die im Gewölbe in Gurte übergehen. An jedem dieser Pfeiler befindet sich eine Heiligenfigur. Sie dienen als Hinweis für die Gläubigen: Wir sind hineingenommen in die Gemeinschaft der Heiligen, wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln. Die schönen Kirchenbänke greifen die Formensprache auf, die wir bereits an den Kirchentüren gefunden haben.
Wir werfen einen Blick auf die einzelnen Heiligenfiguren:
- Rechter Hand am ersten Pfeiler findet sich die Gestalt der Hl. Elisabeth. Diese neue Figur kam bei der letzten Renovierung in den 1990er-Jahren in die Kirche. Es handelt sich um eine gefällige Arbeit eines Bildschnitzers aus der Rhön.
- Ihr direkt gegenüber findet sich der Hl. Wendelin. Auch hier dürfte es sich um eine Figur aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts handeln.
- An den folgenden Pfeilern finden sich rechts die Gestalt des Hl. Sebastian und links die Gestalt des Hl. Josef. Diese beiden wertvollen Figuren verdienen besondere Beachtung. An beiden lässt sich das Stil- und Kunstempfinden zweier unterschiedlicher Epochen deutlich ablesen.
Der Hl. Sebastian ist eine typische Figur aus der Zeit des Rokoko um 1760. Sie zeichnet sich durch ihr elegantes und feingliedriges Erscheinungsbild aus.
Mit dem Hl. Josef dagegen besitzt unsere Kirche eine hervorragende Arbeit des Hammelburger Bildhauers Ruppert aus dem Jahr 1960. Ihre strenge und fast statische Gestalt ist von großer Würde und Ausdruckskraft.
Im Anschluss an das Kirchenschiff öffnet sich der Raum zu beiden Seiten. Dieser weite überwölbte Raum wird durch die Kreuzung von Haupt- und Querschiff gebildet. Das Querschiff spannt sich zwischen Turm und Chor der alten Kirche und hat die Maße des ehemaligen Kirchenschiffs. Im Osten öffnet ein großer Rundbogen das Seitenschiff hin zum ehemaligen Chor. Von einer geraden Wand abgeschlossen überspannt ihn ein gratiges Kreuzgewölbe.
Drei Fenster geben dem Chor stimmungsvolles Tageslicht. Auf der linken Seite ein kleines romanisches Fenster, an der Abschlussseite ein kleines rundes Fenster und an der rechten Seite ein größeres Fenster mit nachgotischem Maßwerk, wohl aus der Zeit um 1584. Dieses Fenster erhielt beim Kirchenneubau eine Buntverglasung, die thematisch die neue Nutzung des Raumes als Kriegergedächtniskapelle aufgriff. Christus trägt die Krone des Lebens; vor ihm steht ein Soldat in deutscher Uniform mit geöffneter rechter Hand, vor ihm ein kniender Soldat mit verbundenem Arm und Gewehr, ein Rosenkranz hängt aus seiner Tasche. Eine Inschrift durchzieht das Bild: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." Am unteren Rand findet sich das Wappen der Gemeinde Untererthal mit der Jahreszahl 1554 und der Aufschrift "v. Erthal". Vielleicht stammt dieses Glasfragment aus einem Vorgängerfenster.
An der Stirnseite befindet sich eine aufgemauerte Altarmensa an der Stelle des ehemaligen Hochaltars. Auf dem Altar erhebt sich ein Kreuz mit einem schönen, wohl aus der Zeit um 1700 stammenden Korpus. Das Kreuz befand sich in der alten Kirche auf dem Seitenaltar aus dem Jahr 1700. Auf der linken Seite findet sich das Gewände des zugemauerten Eingangs zur ehemaligen Sakristei. Auf ihm findet sich eine Inschrift, die auf das Jahr 1731 hinweist: "LaVDetVr XtVs In saeCVLa aMen". Das Zentrum der Kapelle bildet heute der Taufstein. Auf einem viereckigen Fuß erhebt sich ein runder Schaft mit Wulst. Das Taufbecken selbst ist achteckig und mit nach oben zu Rundbogen zusammenlaufenden Kehlen geschmückt. Es dürfte wohl in der Zeit um 1500 entstanden sein. Wilhelm Groß datiert den Stein in die Zeit des romanischen Kirchenbaus.
Wenden wir unseren Blick wieder dem Kirchenschiff zu. Zwei Seitenaltäre sind schräg zu beiden Seiten des Chorbogens aufgestellt. Es handelt sich um schöne Arbeiten des Bildhauers Geiselhardt aus Ellwangen, die Stilformen des Frühbarock aufgreifen:
- Auf dem rechten Altar findet sich eine Madonnenfigur, die wohl in der Zeit um 1830 einem barocken Vorbild in verhaltener Weise nachempfunden wurde. Es könnte sich um eine ehemalige Prozessionsfigur handeln.
- Im linken Seitenaltar findet sich eine Figur, die Christus als König ganz im Stilempfinden der Zeit des Kirchenneubaus zeigt.
In der Nähe des rechten Seitenaltars eine schöne barocke Pietà, Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß.
Ebenfalls im Querschiff haben die bedeutendsten Kunstwerke unserer Kirche, zwei Grabsteine der Familie von Erthal, ihren Platz gefunden: Rechter Hand das Grabmahl des Hans-Jörg von Erthal und seiner beiden Frauen aus dem Jahr 1583 und Linker Hand das Grabmahl des Burkard von Erthal und seiner Frau Sibylla Schott aus dem Jahr 1554.
- Auf dem Grabmahl des Hans-Jörg kniet ein Ritter in voller Rüstung auf einem Löwen, neben ihm ein Helm; seitlich von ihm seine beiden Frauen, zu Füßen fünf Söhne und sechs Töchter; an den Seitenpilastern und am Abschlussgesims zahlreiche Ahnenwappen; darüber ein schönes Relief der Auferstehung zwischen zwei Hermen und halbrundem Abschluss mit einem Gott-Vater-Relief; darüber eine Figur des Mose.
- Das Grabmahl des Burkard von Erthal ist von weit höherer künstlerischer Qualität. Das Hochrelief wird von zwei Renaissancesäulen gerahmt. Es zeigt Christus am Kreuz, verehrt vom verstorbenen Ritter und seiner Frau; zu seinen Füßen sechs Söhne und vier Töchter; im Tympanon des Aufsatzes verschiedene Ahnenwappen.
Im Zentrum des Chors erhebt sich der Hochaltar, der aus der alten Kirche hierher übernommen wurde. Diese bescheidene Arbeit aus der Zeit um 1750 ist wohl der Fuldaer Schule zuzurechnen. Der Altaraufbau wird von zwei schwarzen Säulen und Pilastern gebildet; diese tragen einen Giebel mit Aufsatz.
Das Altarbild zeigt den Kirchenpatron, den Hl. Martin, als Bischof mit zwei Bettlern. Geschaffen wurde dieses expressive Bild von Fritz Muth im Zuge des Kirchenneubaus. Fritz Muth, geboren 1865 in Worms als Spross einer Malerdynastie gleichen Namens, Schüler des berühmten Malers Ferdinand Keller, lebte in München. Bekannt für seine Ausmalung der Heiliggeist-Kirche Mannheim und der Kirchen in Dieburg, Heppenheim-Waldsee, Bechtheim und Mettenheim. Unsere Kirche besitzt mit diesem Bild einen einmalig kostbaren Schatz künstlerischen Schaffens aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Von Muth stammen auch die hervorragenden Kreuzwegstationen in neubarockem Rahmen, die im Kirchenraum verteilt sind.
Im Auszug des Hochaltars ein einfaches Bild der Muttergottes vom guten Rat aus dem 18. Jahrhundert. Der Hochaltar besitzt einen Unterbau, der Formen der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen aufgreift. Mit diesem Unterbau entstanden die beiden Figuren des Hl. Bartholomäus und des Hl. Johannes des Täufers, die den Altar einrahmen. Auf dem Tabernakel ein schöner Pelikan als Symbol der Eucharistie. Neben dem Hochaltar eine schöne versilberte Ewig-Licht-Ampel mit klassizistischen Anklängen aus der Zeit um 1800.
Volksaltar, Ambo und Priestersitz sind aus rotem Sandstein.
Beim Verlassen der Kirche fällt unser Blick auf die Empore mit Orgel. An der Orgelempore wurden bei der letzten Renovierung zwei Engelköpfe vom ehemaligen Seitenaltar und die Evangelisten-Figuren der ehemaligen Kanzel angebracht. Zu diesen als Reliefs gestalteten Figuren aus dem Jahr 1929 gehört auch ein Auferstandener Christus unterhalb der Brüstung. Die Orgel wurde im Jahr 1932 von der Firma Bader in Hardheim errichtet.
Quelle: Uwe Hartmann, Die St.-Martinskirche heute. Eine Führung durch das Gotteshaus, 2002, in: Kath. Pfarrgemeinde St. Martin Untererthal (Hrsg), Herbert Naß, 75 Jahre Kirche St. Martin Untererthal, S. 129-138
Pfarrhaus
Das Pfarrhaus von Untererthal
Das jetzige Pfarrhaus, wurde 1668 - 1669 errichtet. Es bildet einen markanten Punkt in der Dorfmitte und besticht durch aufwändiges Fachwerk und Größe. Baumeister war der Untererthaler Maurermeister Laurenzius Koch, der auch Kloster und Kirche Altstadt erbaute.
1714 - 1762 verfiel das Pfarrhaus zusehends, so dass zeitweise kein Fenster und keine Türe mehr ganz war. Zum Dach regnete es herein, so der Chronist Heinrich Ullrich. Die Gemeinde weigerte sich, Mittel für eine Instandsetzung beizusteuern. So dauerte es Jahre, bis auf Protest und Klagen der verschiedenen Pfarrherren hin die größten Schäden ausgebessert wurden.
Seit dieser Zeit wurden mehrfach, aber oft nur notdürftig erneuert. Erst 1982 wurde eine umfassende Außenrenovierung durchgeführt und das gesamte Fachwerk in seiner heutigen Form freigelegt. Nach fast 40 Jahren stünde eine solche Sanierung jetzt wieder an, da wieder größere Schäden aufgetreten sind.
Nachdem Pfarrer Friedolin Rudloff 1990 verstorben und bereits lange vorher klar war, dass es in Untererthal keinen Nachfolger mehr geben würde, stellte sich die Frage, wie das Haus künftig zu nutzen sei. Bis 1993 wurde im Erdgeschoss ein Pfarrsaal für ca. 50 Personen samt Küche und Sanitäreinrichtungen errichtet. Er steht heute für Seniorenveranstaltungen und Sitzungen der verschiedenen Pfarrgemeinde-Gremien zur Verfügung. Seit 1996 hat auch die Jugend Räume im Pfarrhaus; 2000 entstand durch einen Anbau das Jugendzentrum in seiner heutigen Form.
Bernd Hüfner