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Die Initiative "Wir sind Kirche" nennt Jacques Gaillot einen "mutigen, aufrichtigen und prophetischen Bischof". Er habe keine sozialen Tabus gekannt und sei in christlicher Nachfolge den Menschen in Not am Rande der Gesellschaft wirklich nahe gewesen. Gaillot starb am 12. April im Alter von 87 Jahren.

1995 war Jacques Gaillot von Papst Johannes Paul II. von der Leitung des Bistums Evreux / Frankreich entbunden worden. Seitdem trug er den Bischofstitel einer lange untergegangenen Diözese in Nordafrika, Partenia. Bis 2010 war Gaillot als Autor, Seelsorger für Randgruppen und in einer von ihm gegründeten virtuellen Diözese tätig.

Bericht der Kath. Nachrichtenagentur (KNA / Wir sind Kirche) vom 13.04.2023 >


1982 war er zum Bischof von Evreux ernannt worden. Als Mann der Tat, der aktiv ins Zeitgeschehen eingreift, hat Jacques Gailllot oft zu aktuellen Ereignissen Stellung bezogen. 1983 ist er bei der Jahresversammlung der französischen Bischöfe einer der beiden Bischöfe, die gegen den Text des Episkopats zur nuklearen Abschreckung stimmen. Von der UNO wird er zu einer außerordentlichen Sitzung eingeladen, an der über die Abrüstung debattiert wird. 1987 reist er nach Südafrika, um dort einen jungen Antiapartheid-Aktivisten aus Evreux zu treffen, der vom Regime in Pretoria zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. 1988 tritt er für die Priesterweihe verheirateter Männer ein. 1989 nimmt er an einer Reise nach Französisch-Polynesien teil, die von der Friedensbewegung organisiert worden ist, um den Stopp der Atomwaffenversuche zu fordern. 1991 manifestiert er im Buch "Lettre ouverte à ceux qui prêchent la guerre et la font faire aux autres" (Offener Brief an die, die den Krieg predigen, diesen aber andere führen lassen) seine Ablehnung des Golfkriegs gegen den Irak.

Jacques Gaillot führte eine Synode durch, die drei Jahre dauerte. Er schrieb etwa ein Dutzend Bücher, von denen vor allem "Coup de gueule contre l'exclusion" (Protestschrei gegen den Ausschluss) für Aufsehen sorgte. Es ist eine scharfe Kritik an den Einwanderungsgesetzen des damaligen Innenministers. Dieses Buch lieferte später Rom den Vorwand für seine Absetzung. 1995 wird Jacques Gaillot von Rom seines Amtes als Bischof von Evreux enthoben. Grund dafür waren Gaillots kontroverse Positionen zu Fragen wie Zölibat, Priesterweihe von Frauen oder Seelsorge für homosexuelle Menschen. Er wird zum Titularbischof von Partenia ernannt, einem ehemaligen Bistum im heutigen Algerien. Dieses Bistum, das im 5. Jahrhundert verschwunden ist, wird zum Symbol für all jene, die in der Gesellschaft und in der Kirche das Gefühl haben, nicht zu existieren. Roms Beschluss wird als Ungerechtigkeit empfunden.

Kirche muss da sein, wo Menschen leiden

Nach dem Auszug aus dem bischöflichen Palais in Evreux wohnt Jacques Gaillot ein Jahr lang mitten unter den Familien der "Sans-papiers" im berühmten besetzten Haus an der Rue du Dragon in Paris. Er macht bei den Organisationen mit, die für die Rechte der "Papierlosen" und der Menschen ohne anständige Wohnung einstehen, und wird zum Bischof für die Armen. Oft wird er auch ins Ausland gerufen, zum Beispiel um politische Gefangene zu verteidigen oder um gegen Verletzungen der Menschenrechte zu protestieren.

"Die Ehre der Kirche besteht nicht darin, mit den Mächtigen gut auszukommen. Dafür sind wir nicht gemacht. Eigentlich hat mir die Kirche einen Dienst erwiesen dadurch, dass sie mich außerhalb der Mauern gestellt hat. Damit hat sie mir erlaubt, das zu leben, was ich heute lebe. Ich danke der Kirche dafür." (Gaillot) Sein Credo: "Wenn man von Gott spricht, dann sagt mir das nicht viel. Aber wenn man gut vom Menschen spricht, dann sagt mir das etwas über Gott. An Gott glauben heißt für mich: an den Menschen glauben. Wenn man den Menschen berührt, berührt man Gott. Das ist die Religion vom Menschen."

Wer ist Jacques Gaillot? >

Bericht von Vatican News vom 14.04.2023 >

Bericht auf katholisch.de vom 13.04.2023 >

 

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