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Gastbeitrag von Dom Bernardo Bahlmann, Bischof von Óbidos/Brasilien

„Querida Amazonia“ heißt das Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode. Wir geben hier einen Beitrag des Bischofs des Partnerbistums von Würzburg in der franziskanischen Zeitschrift "TauZeit" (Nr. 85/2020, S. 10-11) in Auszügen wieder.

Die Amazonassynode vom Herbst 2019 war von allerlei Schlagzeilen begleitet: ... Fortschrittlichen Kreisen gingen die Schritte zu wenig weit. ... Im Lärm der Entrüstung und Enttäuschung ging eines unter: Es ging in der Synode „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ in erster Linie um die Völker am Amazonas. Und dort kamen Synode und Abschlussschrift sehr gut an. ...

Amazonien hatte eine andere Entwicklung als der übrige Teil Brasiliens. ... Der Blick Brasiliens auf Amazonien hatte ... auch immer einen Hauch von Kolonialismus. ... Die Kirche ... hat sehr zur Entwicklung dieser Region beigetragen. In den Städten wird dies deutlich durch die Schulen, Hospitäler, Infrastruktur ..., die vielen Sozialwerke und den unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Bevölkerung, v.a. der Armen und der Minderheiten, wie die Indigenen und die ... Nachfahren der afrikanischen Sklaven.

Immer wieder hat sich die Kirche Amazoniens mit den vielen so unterschiedlichen Aspekten auseinandergesetzt und versucht, Antworten und Lösungen für die komplexen Situationen, Herausforderungen und Kontexte zu finden. ... Ausschlaggebend war ... das Treffen der Bischöfe Amazoniens 1972 in Santarém, das ein neues Bewusstsein geschaffen hat für diese Region, ... auch innerhalb der Kirche in Brasilien, und die zur Gründung der Basisgemeinden für ganz Lateinamerika geführt hat. Als Papst Franziskus die Bischofssynode für Amazonien einberief, war das im Grunde genommen ein Ergebnis des langen und manchmal sehr schwierigen Weges, den die Kirche am Amazonas zurückgelegt hat.

Die Synode war v.a. für diese Region gedacht. ... Es ging hierbei nicht darum, Antworten auf die Probleme und Situationen der Weltkirche zu geben. ... In diesem Sinne wurden vier Dimensionen ... bearbeitet ...: die soziale, die kulturelle, die ökologische und die kirchliche Dimension. ...

M.E. ist die ... Dimension ... der Ökologie am Wichtigsten, da sie das anspricht, was für alle existenziell ist, nämlich für die ganze Menschheit, für die Schöpfung und deren Bewahrung. ... Wir müssen uns als Menschen mit der Bewahrung der Schöpfung, das heisst: mit der Ökologie auseinandersetzen und können das auf keinen Fall weiter auf die lange Bank schieben. Das erfordert den Einsatz aller, aber v.a. der Regierungen und der Weltwirtschaft, die den grössten Einfluss auf die politischen Strukturen und die aktuellenWirtschaftssysteme haben; Strukturen, die sich zu einem positiven und proökologischen System ändern müssen. ...

Die ... kirchliche Dimension ist ... für uns Katholiken ... sehr wichtig, um neue Wege zu finden für die verschiedenen Aufgaben und Herausforderungen, mit denen wir in Amazonien tagtäglich zu kämpfen haben – angesichts des Mangels an ausgebildetem Personal und finanziellen Mitteln sowie der weiten Räume, in denen man sich oft nicht ganz ungefährlich bewegt. ... In diesem Kontext ging es v.a. darum, gemeinsam auf den Hl. Geist zu hören, Lösungen zu finden für die Situationen vor Ort und Möglichkeiten, die dafür innerhalb der kirchlichen Lehren, der Tradition und des Kirchrechtes offenstehen.

Wir haben uns innerhalb dieser Rahmenbedingungen bewegt und Vorschläge gemacht, wie uns Papst Franziskus immer wieder aufgefordert hat: im gegenseitigen Dialog und im Respekt füreinander neue Wege zu suchen für die verschiedene Aufgaben und Ämter, für die Rollen der Frau und des Mannes in der Kirche in Amazonien. Sicherlich hätte man in einigen Punkten und Entscheidungen weitergehen können, wenn es um die Rolle der Frau und des Mannes geht, aber ich sehe auch Möglichkeiten, mit langsamen, aber sicheren Schritten zu diesem Ziel zu kommen.

Die Menschen hier in der Region sind sehr zuversichtlich und konnten sich mit der Synode, dem Abschlussdokument und dem postsynodalen Schreiben identifizieren. Wir werden im Glauben und in der Verkündigung Jesu Christi mit Kraft und Mut gestärkt weitergehen.


Der Beitrag in voller Länge


Brasilien ist von der Covid-19-Pandemie massiv betroffen. Viele haben ihre Arbeit verloren und sind in existenzielle Bedrängnis geraten. Wer helfen möchte, die arme Bevölkerung in den kleinen Gemeinden im Hinterland und am Stadtrand mit Lebensmitteln und Warenkörben zu versorgen, kann einen Betrag hierhin überweisen:

Volksbank in 49429 Visbek eG, IBAN: DE51 2806 6103 0000 1490 00


Dom Bernardo Johannes Bahlmann OFM, Bischof von Óbidos im Bundesstaat Pará in Brasilien, wurde 1960 in Visbek in Niedersachsen geboren. Nach seiner Schulzeit liess er sich in verschiedenen Agrarbetrieben in Deutschland und den USA ausbilden und absolvierte die Fachoberschule im Fachbereich Ingenieurswesen Landbau/Gartenbau in Osnabrück. Ab 1983 arbeitete er als Freiwilliger in São Paulo, Brasilien, mit Frei Hans Stapel OFM, dem Gründer der Fazenda da Esperança, und trat dem Franziskanerorden bei. Er studierte Philosophie und Theologie und liess sich zum Priester weihen. Dom Bernardo sitzt der regionalen Bischofskonferenz und dem regionalen Missionsrat vor. 2014 wurde er Ehrenhäuptling der Tiriyó und Kaxuyana mit dem Namen Massu Massu und Ehrenbürger der Stadt Óbidos, des Bundesstaates Pará sowie Ehrenkaplan des Malteserordens für Zentral- und Nordbrasilien.

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